Herzensthemen  

Hochsensibilität und Stress – Hintergründe & Herausforderungen

Meine Herzensmission

In diesem Blogartikel möchte ich dir das Thema Hochsensibilität näher bringen, welches ein ganz besonderes Herzensthema von mir ist. Denn insbesondere hochsensible Menschen werden von unserer komplexen, herausfordernden und schnellen Alltagswelt stark gefordert und sind unter bestimmten Bedingungen im besonderen Maße gefährdet, an chronischem Stress zu leiden und zu erkranken. 

Warum ist das so und was ist Hochsensibilität überhaupt? 

Als hochsensibel kann man einen Menschen bezeichnen, der besonders viele Reize aus seiner Umwelt und in seinem Körper wahr nimmt und verarbeitet. Sein "Tor zum Bewusstsein", der Thalamus im Zwischenhirn, bewertet mehr Reize als "wichtig" und leitet sie zur Großhirnrinde weiter, als es bei Normalsensiblen der Fall ist. Seine "Filter" sind also durchlässiger bzw. seine Reizschwelle niedriger. Die Reize werden nicht nur detaillierten aufgenommen, sondern auch tiefer und gründlicher verarbeitet.

Sie können dabei unterschiedlicher Natur sein - haptisch, akustisch, olifaktorisch, geschmacklich. Jeder hochsensible Mensch hat ein ganz eigenes Profil, in welchen Bereichen er eine besondere Verarbeitungssensitivität hat, so dass es keine Norm gibt. 

Die erhöhte Reizempfindlichkeit hochsensibler Menschen kann nun dazu führen, dass sie Stresssituationen intensiver erleben. Alltägliche Situationen, die für andere kaum bemerkenswert sind, können für Hochsensible schnell zu einer Überlastung führen, z.B. in einer überfüllte Einkaufsstrasse. 

Leben mit Hochsensibilität

Welche Anzeichen für Hochsensibilität gibt es?

Mögliche Anzeichen können dir Hinweise dazu geben, ob du selbst vielleicht auch hochsensibel bist: 

  • eine intensive Detailwahrnehmung von Erlebnissen, Eindrücken und Empfindungen
  • eine schnelle Überforderung bei zu intensiven Eindrücken (laute Geräusche, grelles Licht, Menschenmassen, viel Verkehr)
  • tiefe Genussfähigkeit von Details, die andere kaum bemerken (Natur, Musik, Literatur etc.)
  • ein größeres Ruhebedürfnis 
  • tiefes Empfindung von Emotionen
  • Liebe zum komplexen und vernetzten Denken

Dies sind nur einige Beispiele. Wichtig ist zu wissen: Es handelt sich bei Hochsensibilität um ein generelles Persönlichkeitsmerkmal und nicht um eine Krankheit und es gibt daher auch keine "Symptome" oder eine "Diagnose".

Die amerikanische Psychologin und Autorin Elaine Nancy Aaron hat ab 1996 Highsensivity erstmals benannt und erforscht und einen Test hierzu entwickelt, der noch heute Verwendung findet (du findest ihn hier im Internet: https://www.high-sensitivity.de/test-bin-ich-hochsensibel/). Laut Aron sind circa 20 % der Weltbevölkerung hochsensibel.

Bis heute ist jedoch nicht geklärt und Gegenstand der Wissenschaft, ob es sich um eine angeborene Veranlagung handelt, oder um eine Adaption des Gehirns und seiner Stressregulationssysteme auf entwicklungstraumatische Bedingungen im Baby- und Kleinkindalter z.B. durch einen Mangel fürsorglicher Zuwendung. Ingesamt wird auch noch in der Wissenschaft diskutiert, ob das Konzept der Hochsensibilität das richtige ist, um die Phänomene erhöhter Sensibilität zu beschreiben.

Bin ich hochsensibel?

Bin ich hochsensibel?

Wie wächst man mit Hochsensibilität auf? 

Hochsensible Menschen berichten häufig, schon früh in der Kindheit das Gefühl gehabt zu haben "einfach anders" (z.B. feinfühliger, emotionaler und empfindsamer) zu sein als andere, ohne dafür eine befriedigende Erklärung zu finden.

Ob dieses Merkmal als positive Kompetenz oder negativen Makel von einem Kind erlebt wird, hängt zentral davon ab, wie das Umfeld und vor allem Eltern mit der erhöhten Sensibilität umgehen.

Wenn diese häufig mit Druck und Bewertung reagieren - "Stell dich nicht so an", "Du Sensibelchen", "Immer machst aus einer Mücke einen Elefanten"  -  und das Kind beschämen und/oder auf seine Emotionen nicht liebevoll eingehen, können es leider lernen seine Sensibilität als unliebsame Seite zu betrachten und abzulehnen (dies gilt natürlich auch für normalsensible Kinder).

Unterdrückung der Hochsensibilität

Unterdrückung der Hochsensibilität

Die Unterdrückung der eigenen Sensibilität

Im Extremfall können Menschen ihre Sensibilität regelrecht ablehnen und unterdrücken, da sie die kritischen Stimmen ihres Umfelds tief internalisiert und die feinfühlige Eigenschaft als gefährlich einstuft haben. In diesem "Überlebensmodus" können sie unterbewusst beginnen, sich eher rational, oder hedonistisch, angepasst oder leistungsorientiert zu zeigen und eine "Rolle" spielen. 

Eine solche Unterdrückung bedeutet jedoch große Anspannung und Stress für Körper & Geist und eine Entfremdung vom authentischen Selbst.

Für lange Zeit kann eine solche Bewältigungsstrategie funktionieren und auch gute Früchte in Sinne eines erfolgreichen und oberflächlich erfüllten Lebens tragen. Doch irgendwann beginnt sich der chronische Stress über zunehmende körperliche und/oder seelischen Beschwerden zu zeigen. Eine Krise oder eine Erkrankung können schlußendlich deutlich machen, dass es Zeit für einen Wandel ist. 

Mit Hochsensibilität gut leben

Mit Hochsensibilität gut leben

Die lichtvollen Seiten der Hochsensibilität

Hochsensible Kinder wiederum, deren Eltern und Umfeld mit ihrer sensiblen Seite emphatisch und wertschätzend umgegangen sind, können lernen, dass diese Eigenschaft zu ihrer Persönlichkeit gehört und einen positiven Ausdruck finden darf.

Eine besondere emotionale Detailtiefe, hohe Empathie, ein ausgeprägtes intuitives Gespür, hoher Gerechtigkeitssinn und ein hohes Mass an Kreativität - sind die lichtvollen Seiten der Hochsensibliltät. Sie bieten dem Kind viel Raum und Potential sich selbst selbstwirksam und freudvoll zu entdecken und entfalten. 

Eine Entdeckung und Integration der spielerischen und lustvollen Seite der Hochsensibiltät ist jedoch in jedem Lebensalter - auch als Erwachsener - jederzeit möglich.

Viele hochsensible Menschen sind wichtige Teilhaber unserer Gesellschaft und häufig in kreativen Bereichen (Musik, Kunst, Literatur Philosophie etc.), der Forschung oder in beratender sowie therapeutischer Tätigkeit anzutreffen. 

Stress & Hochsensibilität

Stress & Hochsensibilität

Ist es nun Fluch oder Segen hochsensibel zu sein?

Ingesamt ist Hochsensibilität weder Fluch noch Segen, sie hat aber - wie wohl alles im Leben - sowohl positive als auch fordernde Anteile. Es ist immens wichtig, Strategien zu entwickeln, um mit den herausfordernden Seiten - wie z.B. schnelle Übererregbarkeit, starke Empfindsamkeit, Schreckhaftigkeit, schnelle Ermüdung - behutsam und wohlwollend umgehen zu lernen. Insbesondere, da die Stressbelastung in unserer schnelllebigen, digitalen und komplexen Arbeits- und Leistungswelt immer weiter steigt.

Wie gelingt ein stressvorbeugender Umgang mit der eigenen Sensibilität?

Es gibt kein allgemein gültiges Rezept, das für jeden gilt, um die eigene Hochsensibilität gut in das Leben zu integrieren und Stress vorzubeugen - jeder darf hier seinen individuellen Weg finden. 

Folgende Themen sind jedoch grundlegend wichtig:

  • Selbstfürsorge: regelmäßige bewusste Auszeiten und kleinere Pausen im Alltag einplanen, um sich zu regenerieren. Was diese füllt, darf ganz individuell heraus gefunden werden (z.B. Musik hören, Basteln, Malen, Yoga, Spazieren, Joggen etc.)
  • Selbstbild: lernen, sich zu verstehen und anzunehmen, wie man ist, um einen liebevollen und mitfühlenden Umgang mit sich selbst zu etablieren
  • Abgrenzung: sich selbst zu schützen, indem man die eigenen Grenzen kennt und sie gegenüber äußeren Reizen und den Erwartungen anderer wahrt
  • Begleitung: wenn chronischer Stress allein nicht mehr bewältigt werden kann, ist eine therapeutische Begleitung für diesen Prozess hilfreich, um Selbstbild, Ressourcen und Selbstregulationsfähigkeit wieder zu stärken
Die lichtvolle Seite der Hochsensibilität

Die lichtvolle Seite der Hochsensibilität

Authentisch im Einklang mit sich selbst leben

Je mehr hochsensible Personen (und auch Normalsensible) ihre Empfindungen und Bedürfnisse - ihren Körper - wieder verstehen, desto mehr können sie bemerken, wann sie gestresst und überfordert sind und für sich sorgen und sich regulieren.

Je mehr sie ihre Haltung zur Hochsensibilität aus dem eigenen Bindungskontext heraus erforschen und verstehen, desto mehr können sie diesen Anteil wieder behutsam integrieren und "befreunden". Je mehr sie für sich sorgen und Ruhezeiten schaffen, desto mehr können sie dem turbulenten Alltag begegnen.

Das Ziel: Wieder authentisch und im Einklang mit sich selbst leben zu lernen und das Leben so zu gestalten, dass es gut zum eigenen Naturell passt. Dieser Prozess braucht Zeit und Mut, aber er lohnt sich allemal. Es ist nie zu spät sich mit dem sensiblen Anteil wieder zu befreunden, ihn zu integrieren und wieder freudvoller zu leben - zurück zur wahren Natur zu finden. 

Gerne bin ich dir als Körpertherapeutin eine vertrauensvolle Begleitung auf diesem Weg. Ich bin ihn als hochsensibler Mensch selbstgegangen und gehe ihn noch heute. 

Sonja Elmas

Über die Autorin:

Sonja Elmas

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Psychologische Beraterin ist es mein Herzensanliegen, dich dabei zu unterstützen, Wege aus dem chronischen Stress zu finden – zurück zu dir.

Ich lebe mit meiner Familie – meinem Mann und zwei wunderbaren Jungs – in einem kleinen Haus am östlichen Hamburger Stadtrand in Rahlstedt.


Hier erfährst du mehr über mich.