Körpertherapie  

Was ist Körperpsychotherapie und wie kann sie helfen?

Was ist Körperpsychotherapie

Vielen Menschen ist Körperpsychotherapie heutzutage kein konkreter Begriff, gleichwohl sie als Therapieform auf eine genauso lange Geschichte zurückblicken kann wie andere psychotherapeutische Schulen. Daher geht es in diesem Blogartikel darum, ein grundlegendes Verständnis für Körperpsychotherapie zu schaffen, einen Überblick über ihren Ansatz, Geschichte, Methoden und Wirkungsweisen zu geben.

Der Begriff Körperpsychotherapie - oder auch körperorientierte Psychotherapie - umfasst alle psychotherapeutischen Methoden, die den Körper in den therapeutischen Prozess gleichbedeutend zur Psyche mit einbeziehen.

Grundlage ist die tiefe Annahme, dass Körper und Psyche eine untrennbare Einheit bilden und auf vielfältige Weise interagieren, sodass sie sich nicht getrennt voneinander behandeln werden sollten.

Wie funktioniert Körperpsychotherapie?

Fast alle Verfahren der Körperpsychotherapie sind humanistisch und/oder tiefenpsychologisch orientiert und nutzen die Körperwahrnehmung, um unbewusste psychische Prozesse aufzudecken und zu verarbeiten.

Hierfür werden vielfältige Körperübungen eingesetzt, wie Bewegungsübungen, Atemarbeit, Körperwahrnehmungstechniken, Massage (hierzu im unteren Abschnitt Techniken ausführlicher).

Ganzheitliche Herangehensweise

Körperpsychotherapie fußt auf der Einheit von Körper und Geist

Diese ganzheitliche Herangehensweise, die Psyche und Körper integriert, unterstützt den Klienten sich (wieder) besser zu spüren und zu verstehen. Hierbei wird der Zugang zu unbewussten Emotionen, Prozessen und Strukturen über den Körper erreicht. Durch die erlangte Selbstreflexion auf körperlicher Ebene ist letztendlich eine Heilung möglich.

Der Therapie-Ansatz

Beobachten wir Menschen in unserem Umfeld, scheint es selbstverständlich zu sein, dass sich die aktuellen Emotionen unseres Gesprächspartners über Gesten, Mimik und Haltung zeigen, sich also durch den Körper ausdrücken. Diese sogenannte Körpersprache geschieht ganz automatisch und wird überwiegend unterbewusst gesteuert.

Sogar über 90% unserer Kommunikation erfolgt nonverbal über Körper & Tonlage. Daher können Emotionen auf körperlicher Ebene besonders gut bewusst erfahrbar gemacht werden, was sich die Körperpsychotherapie zunutze macht.

Die grundlegende Art und Weise, wie ein Mensch seine Körper hält und bewegt ist dabei Ausdruck seiner eigenen Geschichte und wird Körperhaltung genannt. So hat ein Mensch mit Rundrücken einen anderen Hintergrund als Mensch mit überstrecktem Rücken. Dies erfahren wir schon, wenn wir diese Haltung  künstlich einnehmen und in die dadurch entstehenden Emotionen reinspüren.

Die Grundannahme der Körperpsychotherapie

Als Grundannahme baut die Körperpsychotherapie also darauf auf, dass Menschen unverarbeitete emotionale Erfahrungen in sich verkörpern, z.B. in Form von aufgestauten Energien oder unbewussten Halte- und Handlungsmuster. Vor allem negative Bindungserfahrungen wie „Ich werde nicht wertgeschätzt“ und Entwicklungstraumata manifestieren sich im Körper und autonomen Nervensystem.

Sowohl Körpersprache als auch Körperhaltungen werden vom Körperpsychotherapeut wahr genommen und dem Klienten behutsam zur Disposition gestellt. Dies verinnerlichte Haltungen und Handlungsmuster können dann auf der körperlichen Ebene wieder spürbar gemacht, in das Bewusstsein geholt und behutsam gelöst werden.

Verschiedene Techniken im Bereich der Körperpsychotherapie

Interventionen und Behandlungsmethoden der körperorientierten Psychotherapie

Es gibt eine große Menge an Techniken und Ansätzen der Körperpsychotherapie. Im Wesentlichen lassen sich jedoch vier Kategorien unterscheiden:

  1. Arbeiten mittels körperlicher Übungen: Durch Bewegung und Ausdruck können Emotionen und Energien ausgedrückt, erzeugt, gelöst oder transformiert werden, z.B. durch bestimmte Haltung oder Bewegungsabfolgen.
  2. Arbeiten mittels Körperachtsamkeit: Dies beinhaltet Übungen, die dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf die körperlichen Empfindungen zu legen, um so ein tieferes Verständnis für die eigenen Emotionen und Muster zu erzeugen.
    Zudem stärkt Körperachtsamkeit die Verbindung von Körper und Geist. Ziel ist es, dem Körper als eignes Zuhause wahr zu nehmen und zu schätzen. Auch Atemtechniken und das sogenannte Somatic Experiencing (SE) gehört dazu.
  3. Arbeiten mittels körperlicher Berührungen: Dies umfasst Übungen zur Lösung gestauter Spannungen, Emotionen und energetischer Blockaden durch z.B. Massage, Hand auflegen, anlehnen.
  4. Körperpsychotherapeutische Gespräche: Im Gespräch werden alle Übungen / Interventionen und die damit verbundenen körperlichen Empfindungen und Reaktion reflektiert und verarbeitet. Gesprächstherapie ist also ein natürlicher Bestandteil der Körperpsychotherapie.

Je nach Technik kann die Herangehensweise sehr sanft oder auch intensiver ausfallen. In vielen Fällen wird jedoch darauf geachtet, sehr behutsam vorzugehen, da bereits kleine körperliche Interventionen eine bedeutende Veränderung hervorrufen können.

Geschichte der Körperpsychotherapie und etablierte Methoden

Hier kommt ein kurzer geschichtlicher Abriss und eine Auswahl von einigen etablierten Körperpsychotherapiemethoden:

  • Frühe Einflüsse: Das Körper und Geist untrennbar verbunden sind, wusste schon Platon. Auch Yoga und traditionelle chinesische Medizin haben die Anfänge der Körperpsychotherapie stark beeinflusst.
  • Sigmund Freud & die Psychoanalyse: Obwohl Freud in seiner Psychoanalyse eher auf verbale Kommunikation und das Unbewusste konzentrierte, begannen eine seine Schüler, vor allem Wilhelm Reich, die Bedeutung des Körpers für die Psychotherapie in das Zentrum zu stellen und gründeten eine eigene Form der Psychotherapie, die Orgonomie.
  • Wilhelm Reich und die Orgonomie: Reich gilt als Begründer der körperorientierten Psychotherapie. Er postulierte, dass emotionale Konflikte und unsere Erfahrungen sich im Körper manifestieren können und entwickelte Techniken, um diese Konflikte durch körperliche Arbeit zu lösen. Bekannt ist er unter anderem durch seine noch immer gültige, grundlegende Wahrheit: „Wir sind unser Körper“.
  • Gestalttherapie: Fritz Perls, ein Schüler von Reich entwickelte die Gestalttherapie, die von ihren Prinzipien den Fokus auf das Hier und Jetzt legt und die Verbindung von Körpererleben und psychischer Gesundheit betont.
  • Bioenergetische Analyse: Alexander Lowen, ein Schüler von Reich, entwickelte die Bioenergetik, die den Zusammenhang zwischen körperliche Prozessen wie Energieflüssen, emotionalen Blockaden (sog. Muskelpanzer) und Charakterstrukturen untersucht. "Der Körper lügt nicht", stellte Lowen fest.
  • Somatic Experiencing (SE): Peter Levine entwickelte SE als neuere Methode zur Behandlung von Trauma, die darauf abzielt, körperliche Empfindungen zu nutzen, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten.
  • Hakomi: Diese Methode integriert Prinzipien der Achtsamkeit mit Körperarbeit, um tiefe emotionale Muster und Überzeugungen zu erkunden.
  • Weitere Entwicklungen: Neben dieser Auswahl gibt es eine Vielzahl anderer Therapien und Methode, wie Focussing, Integrative Body Psychotherapy (IBP) und Sensorimotor psychotherapy

Als europäischer Dachverband für Körperpsychotherapie gilt die European association for bodypsychotherapy, die wissenschaftliche Arbeiten durch Kongresse und Komitees initiiert und fördert. Der Deutsche Dachverband ist die Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie.

Wann kann eine Körperpsychotherapie helfen?

Eine Körperpsychotherapie ist besonders für folgende Menschen geeignet:

1) Bei chronischem Stress

Negativer Stress, oder auch Distress, führt über längeren Zeitraum zu aufgestauten Energien im Körper, wenn er nicht zeitnah abgebaut wird. Diese können sich im Körper auf vielfältige Weise äußern, z.B. über chronische Verspannungen, Anspannungen, Schmerzen, Unruhe, Abspaltung vom Körper (Verkopftheit) und Nervosität.

Über Methoden der Körperpsychotherapie können die Empfindungen überhaupt in das Bewusstsein geholt (Stressblindheit), behutsam gelöst und die dahinter stehenden Emotionen und Ursachen heraus gearbeitet werden.

Durch die Wiederanbindung an den Körper lernt der Klient auf seine Empfindungen und Bedürfnisse zu achten und so seine Selbstregulation und Selbstermächtigung zu stärken.

2) Bei Entwicklungstraumata

Körpertherapie ist besonders geeignet, traumatische Erfahrungen durch wiederholte Bindungsverletzungen in der Kindheit (Entwicklungstraumata) zu verarbeiten, indem sie sich auf die unbewussten körperlichen Empfindungen, Haltungen und Handlungsmuster konzentriert, die mit dem Trauma in Verbindung stehen.

Chronisch im Körper "geladene" traumatische Energien können behutsam bewusst gemacht und transformiert werden.

3) Bei depressiver Symptomatik

Körpertherapie kann helfen, depressive Patienten, die häufig körperlich unterenergetisiert sind (fehlender Antrieb, chronisch dorsaler Zustand des autonomen Nervensystems etc.) durch behutsame körperliche Übungen wieder in Kontakt mit sich und damit auch in Energie zu bringen.

Unterdrückte Emotionen wie Trauer und Wut können über Methoden der Körperarbeit behutsam fühlbar gemacht werden und über Gespräch und körperliche Übungen verarbeitet werden.

4) Bei psychosomatischen Symptomen

Klienten, die Unterstützung in der Körperpsychotherapie suchen, haben oft erlebt, dass sich ihre psychischen Probleme konkret körperlich niederschlagen und umgekehrt - und das sich ihre Themen daher über die die reine Gesprächsebene nicht nachhaltig lösen lassen. 

Ungelöste Probleme oder unterdrückte Emotionen machen sich oft über kurz oder lang körperlich bemerkbar, mit Folgeprobleme wie z.B. Verspannungen, Blockaden, Magen-Darm Beschwerden, Schmerzen wie Migräne. Man sagt sie "verkörpern" sich.

An diesem Punkt setzt die Körperpsychotherapie an. Sie dient als Türöffner in das Unterbewusstsein. Natürlich sollte vorher ausreichend abgeklärt sein, dass keine medizinische Ursache dahinter liegt.

5) Bei Menschen, die eine tiefere Verbindung zu sich selbst suchen

Manche Klienten fühlen sich in ihre Leben wie fremdgesteuert und gefangen. Sie besitzen oft ein sehr geringes Körperbewusstsein und haben Schwierigkeiten ihre Bedürfnisse und Emotionen zu lesen, die sich über den Körper manifestieren.

Sie können über Körperpsychotherapie wieder in eine positive Verbindung mit ihrem Körper kommen, ihre Bedürfnisse wieder mehr spüren und somit ihr Leben freudvoller und bewusster ausrichten.

6) Bei Menschen, bei denen reine Gesprächstherapien nicht wirken

Bei einigen Klienten funktionieren reine Gesprächstherapien nicht ausreichend. Dies kann an vielen Gründen liegen, z.B.  weil sich Symptome wie Anspannung, Angst, Nervosität und unbewusste Muster über die rein verbale Ebene nicht ausreichend lösen lassen.

Oder sie sind sehr verkopft, sodass sie über das reine Gespräch nicht an ihre tieferen Themen heran kommen.

Der mögliche Ablauf einer Körperpsychotherapie-Sitzung

In einer körperpsychotherapeutischen Stunde wird parallel auf mehreren Ebenen kommuniziert - sowohl verbal als auch non-verbal. Eine Standardablauf gibt es gewiss nicht, zumal jeder Körpertherapeut ganz individuell arbeitet.

Zum Einstieg wird der Therapeut den Klienten zumeist nach seinem Befinden, nach einem aktuellen Thema oder auch nach seinen Wünschen fragen, auf denen er dann mit den Klienten die aktuelle Stunde intuitiv aufbaut. Der Therapeut nimmt parallel den Klienten auch auf nonverbalen Ebene wahr und lässt dies in die Stunde einfließen.

Immer wieder wird der Therapeut sein Gegenüber einladen, die gesamte Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Körpererleben bei Erzählungen oder Emotionen zu richten. Er bietet auch seine dabei empfundenen eigenen Körperempfindungen - sogenannte somatische Übertragungen - dem Klienten als Hilfestellungen an. 

Zudem kommen Arbeiten zur Körperachtsamkeit zum Einsatz (Körperreisen, Selbstregulations-Arbeit mit dem Nervensystem, Traumreisen, Atemtechniken). Einer aktuelle oder chronische Unter- oder Überenergetisierung kann durch Bewegungsübungen harmonisiert werden (Stampfen, Klopfen, Tanzen, Schwingen etc.).

Eine weitere Option ist die Einladung des Therapeuten, Emotionen und Erlebnisse körperlich auszudrücken. Auch das Arbeiten mit bestimmten Berührungen wie beispielsweise mit der psychotherapeutischen Massagetechnik oder mit haltenden und symbolischen Berührungen kann in Körpertherapien eingesetzt werden.

Jede Übung wird im Vorfeld als Vorschlag an den Klienten gerichtet, dem er zustimmen oder jederzeit ablehnen kann. Der Therapeut macht jede Körperübung aktiv gemeinsam mit dem Klienten mit (z.B. Bewegung, Atmung), sofern dies möglich ist.

Die aus den Methoden gewonnen Erlebnisse und Erkenntnisse werden im Gespräch abschließend gemeinsam untersucht und integriert.

Über mich

Hi, ich bin Sonja Elmas, Körpertherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit mit dem Körper der Schlüssel ist, um wieder in tieferen Kontakt mit uns selbst zu kommen, psychisches Leiden zu lindern und wieder mehr Lebensfreude und Leichtigkeit in unser Leben einzuladen.

Daher biete ich dir in meiner schönen Praxis in Hamburg Sasel mit meiner zugewandten und herzlichen Art eine körperorientierte Begleitung für dich & deine Themen an.

Durch die zu dir passende körperpsychotherapeutische Methoden wie Bewegung, Berührung, Körperachtsamkeit und Bewegung kannst du eine neue, positive Beziehung zu deinem Körper und somit letztendlich zu dir selbst aufzubauen.

Quelle: Einige Informationen stammen aus dem sehr guten Artikel zu Körperpsychotherapie von Dami Charf, bei der ich eine Fortbildung geniessen durfte. Den Artikel  - und die Arbeit von Dami Charf allgemein - kann ich dir sehr empfehlen. 

Sonja Elmas

Über die Autorin:

Sonja Elmas

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Psychologische Beraterin ist es mein Herzensanliegen, dich dabei zu unterstützen, Wege aus dem chronischen Stress zu finden – zurück zu dir.

Ich lebe mit meiner Familie – meinem Mann und zwei wunderbaren Jungs – in einem kleinen Haus am östlichen Hamburger Stadtrand in Rahlstedt.


Hier erfährst du mehr über mich.