Körpertherapie  

Polyvagaltheorie – die Definition

Polyvagaltheorie - eine Einführung in das Nervensystem

Was ist die Polyvagaltheorie? Das Wort mag für manche Menschen im ersten Moment neu und etwas ungewohnt klingen. In den neuen Medien erfährt diese Theorie und vor allem der damit verbundene Vagus Nerv jedoch momentan einen großem Hype - und das nicht ohne Grund. Doch von Anfang an.

Die Polyvagaltheorie basiert auf den Erkenntnissen des Psychiaters Stephen W. Porges. Er beschreibt in seiner Theorie eine neue Sichtweise auf das Autonome Nervensystem (ANS). Das revolutionäre daran ist, das die Theorie so gut in die Alltagspraxis überführbar ist. Sie ermöglicht gestressten und traumatisierten Menschen ihren Körper und die Funktion ihres Nervensystems auf eine tiefere und völlig neue Weise zu verstehen und zu lernen, sich selbst bzw. das Nervensystem zu regulieren.

Bis heute konnte die Theorie in ihre Gänze empirisch noch nicht bestätigt werden und ist daher in der Wissenschaft in der Kritik. An ihrer großen Wirkweise in der Praxis zur Stressbewältigung und modernen Traumabehandlung ändert diese Tatsache jedoch nichts. 

Die Polyvagaltheorie wird von immer mehr Wissenschaftlern, Psychologen und Therapeuten auf der ganzen Welt anerkannt und angewandt - sei es über Social Media oder in der persönlichen Praxis.

Das autonome Nervensystem

Um die Polyvagal Theorie zu erklären, bedarf es zunächst ein Grundlagenwissen zu unserem autonomen Nervensystem. Viele kennen den Begriff noch aus dem Biologieunterricht - doch was bedeutet es genau? 

Das Nervensystem ist im Grunde unser Körper. Es besteht aus vereinfacht aus dem somatischen Nervensystem, das alle willkürlichen Vorgänge umfasst, die wir beeinflussen können z.B. Bewegung durch Muskeln und dem autonomen Nervensystem (ANS). Dies ist für alle unbewussten sowie unwillkürlichen Funktionen in unserem Körper zuständig und besteht aus Sympathikus und Parasympathikus.

Ohne das es uns bewusst ist, steuert es "autonom" überlebenswichtige Prozesse wie unsere Atmung, Verdauung, Temperatur, bestimmte Reflexe, Herzschlag und vieles mehr. Auch für die Hormonausschüttung und die unbewusste, permanente Herstellung von Sicherheit (siehe Stichwort Neurozeption) ist das autonome Nervensystem zuständig und lenkt somit in großen Teilen unser Befinden und Verhalten unbewusst.

Die Bezeichnung "autonom" stammt daher, da lange Zeit angenommen wurde, dass es gar nicht möglich sei, auf diesen Teil des Nervensystems Einfluss zu nehmen.

Durch neuere Forschungsarbeit wurde jedoch genau diese Aussage widerlegt. Die Möglichkeit unser autonomes Nervensystem aktiv selbst zu beeinflussen hat die Nutzung und Integration in die therapeutische Arbeit so sinnvoll und wichtig gemacht.

Der Vagusnerv - Star der Stunde

Der Vagusnerv und die Polyvagaltheorie von Porges

Doch was beinhaltet die Theorie nun? Der "Star" der Theorie ist der Vagus Nerv - er spielt eine zentrale Rolle. Als zehnter Hirnnerv und maßgeblicher Teil des parasymathischen Nervensystems (Parasympathikus) durchzieht er ausgehend vom Hirnstamm großflächig (vage> Vagus) den ganzen Körper. Er übernimmt dort zentrale Funktionen, um Energie zu drosseln und Stress zu verarbeiten, in dem er den Körper in einen Zustand von Sicherheit und Regeneration versetzen kann.

Er ist der Gegenspieler des Sympathikus, dessen zentrale Aufgabe es ist, bei Aktivität und Stress Energien zu mobilisieren und Gefahr durch die Überlebensreaktionen Kampf oder Flucht abzuwehren.

In mehr als 40 Jahren Forschungsarbeit fand Stephen W Porges nun heraus, dass der Vagusnerv des Parasymathikus nicht aus einem einzelnen Nerv besteht, sondern aus zwei einzelnen Ästen, welche jeweils eine unterschiedliche Aufgabe erfüllen. Aus dieser Erkenntnis leitet sich der Name Polyvagal Theorie (griech. „poly“ = viel) ab.

Ventraler Vaguspfad

Der vordere Ast nennt er ventral, er ist für die Bereiche über dem Zwerchfell zuständig und steuert somit unter anderem das Gesicht, das Mittelohr und das Herz. Er steht in Zusammenhang mit Fähigkeiten, die für sozialen Aktivitäten stehen, wie eine offene Mimik, ein offenes Ohr und Herzoffenheit und steuert so unser System für soziales Engagement (SES). 

Sind wir im sogenannten ventral vergalen Zustand, befinden wir uns in einem Zustand der Sicherheit und Verbundenheit mit uns selbst und unserer Umwelt. Wir sind entspannt, zufrieden, offen, kreativ, intuitiv, mitfühlend, kommunikativ, optimistisch. Die Fähigkeit diesen Zustand auszuweiten und ihn flexibler immer wieder einnehmen zu können, wird in Therapien zentral angestrebt z.B. durch sogenannte Übungen zur Selbstregulation des Nervensystems.

Dorsaler Vaguspfad

Den hintere Ast des Vagus nennt er dorsal. Er durchläuft die inneren Organe, welche unter dem Zwerchfell liegen. Hierzu zählen der Magen, die Leber, bestimmte Teile des Darms sowie die Nieren. 

Als Teil des sogenannten dorsal Zustandes beschreibt er eine bis dato im Rahmen des autonomen Nervensystems nicht beschriebene Überlebensreaktion, für die er zuständig ist: die Immobilisierung oder auch der Totstellreflex bei Gefahr. Energie wird hier durch den Vagus im Körper abgeschaltet, es kommt zu einem Zustand von Dumpfheit, Antriebslosigkeit, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Eine chronische Aktivierung des dorsalen Vagus kann durchaus mit dem Zustand einer Depression verglichen werden.

Die untere Grafik gibt einen Überblick über die drei beschriebenen Zustände des autonomen Nervensystems: 

Die drei Zustände des autonomen Nervensystems und ihre Mischzustände

Eine weitere Erkenntnis von Stephen W Porges basiert darauf, dass er herausfand, dass nicht nur das Gehirn das Nervensystem steuert, sondern auch das Nervensystem handlungsanweisende Informationen an das Gehirn weiterleitet. Bis zu 80% unserer Kommunikation erfolgt vom Körper zum Gehirn und nicht umgekehrt. Dadurch entsteht eine Art kommunikativer Regelkreislauf von Gehirn und Körper. Diese Erkenntnis verdeutlicht die Wichtigkeit, zu untersuchen, wie unser autonomes Nervensystem unser Gehirn beeinflusst.

Neurozeption oder die Hierarchie des ANS

Die Hauptaufgabe unser autonomen Nervensystems ist es, für uns unbewusst, unsere Umgebung und unsere Körperempfindungen auf Gefahr zu scannen und jederzeit Sicherheit herzustellen. Dabei funktioniert ist es exakt so wie seit vielen Jahrtausenden, auch wenn uns heute nicht mehr der Säbelzahntiger auflauert. Diesen Vorgang nennt Porges Neurozeption. Hierbei ist es hierarchisch aufgebaut. 

Die Angstreaktion des automnomen Bevensystens bei Gefahr

Bei Gefahren-Signale aus der Umwelt reagiert unser Körper in drei aufeinanderfolgenden Nervenkreisläufen, . Ein Beispiel: Wir stehen einem Menschen gegenüber, der latent aggressives Verhalten zeigt.

  1. Ventraler Vagusast: Zunächst versuchen wir - wenn sinnvoll - über soziale Zugewandheit die Situation zu lösen und den Mensch in diesem Fall verbal zu beschwichtigen.
  2. Sympathikus: Bleibt das Verhalten des Menschen bedrohlich, wird Energie über den Sympathikus im Körper aktiviert und wir versuchen uns zunächst verbal zu verteidigen. Wenn dies nicht funktioniert und eine akute Gefahr identifiziert wird, schaltet sich der soziale Vagusast vollkommen ab und wir reagieren mit den physiologischen Überlebensreaktionen Kampf oder Flucht.
  3. Dorsaler Vagusast: Können wir nicht Kämpfen oder Flüchten oder sind mit diese Reaktionen nicht erfolgreich, aktiviert sich der dorsale Vagusast, der Energie im Körper "einfriert", uns immobil macht - wir reagieren mit dem sogenannten Totstellreflex. Dieser Reflex ist evolutionär sinnvoll, da es den Organismus ein Stück weit vom Geschehen "dissoziiert", also vom Bewusstsein abtrennt, und gleichzeitig dazu führt, dass z.B. Raubtiere in der Natur eventuell von ihrer Beute ablassen.

Die hier beschriebene Neurozeption und die Hierarchie des Nervensystems geschehen vollkommen unbewusst, gesteuert über das Stammhirn mit der Amygdala und bestimmt jedoch maßgeblich unser alltägliches Verhalten. Auf diese Reaktionsweisen des Körpers haben wir keinen unmittelbaren Einfluss.

Dieser Umstand ist so brisant, da die Reaktionsmuster unseres autonomes Nervensystem, also wie stark wir unsere Umgebung auf Gefahr scannen, wie schnell wir eine Gefahr als solche einstufen und mit welchen Reaktionen wir bevorzugt reagieren (ventral, dorsal, sympathikton) vor allem durch unsere Erfahrungen aus unserer Kindheit geprägt werden. Dies wirkt wie eine Blaupause auf unser weiteres Leben. 

Entwicklungtrauma und Polyvagaltheorie

Besser leben mit Entwicklungstraumata durch Traumatherapie

Erleben wir in unserer Kindheit in Kontakt mit unseren primären Bezugspersonen wenig Sicherheit, z.B. durch zu wenig Beachtung, mangelnder emotionale Zugewandheit oder emotionalen und psychischen Missbrauch, dann ist dies für ein Kind traumarisch. Man spricht hier von einem Entwicklungstrauma, das, entgegen einem Schocktrauma, kein singuläres Ereignis lebensbedrohlichen Ausmasses ist, sondern ein wiederholtes Erleben von Bindungsverletzung in der Kindheit.

Erfährt unser sich in den ersten Lebensjahren entwickelndes Nervensystem nun wenig sichere Bindung durch unsere primären Bezugspersonen, hat dies vielfältige Auswirkungen. Es lernt die Umgebung intensiver über erhöhte Neurozeption nach Gefahr zu scannen und Sicherheit vermehrt über die Überlebensreaktionen Kampf, Flucht oder Immobilisierung herzustellen.

Dies bedeutet konkret, dass Kinder z.B. sehr autonom werden und sich in sich zurück ziehen (Flucht), dass sie sich verloren fühlen, unterwerfen und resignieren (Immobolisierung) oder aggressiv werden und über auffälliges Verhalten Kontakt suchen (Kampf). Die Bewältigungsstrategien Kampf, Flucht oder Immobilisierung, die uns schützen sollen, führen sich dann bei Gefahr unbewusst bis in das Erwachsenenleben fort. Auch Mischformen der Strategien sind möglich.

Unser System für soziale Zugewandheit, der ventrale Vagus kann sich unter diesen Bedingungen in der Kindheit nicht ausreichend ausbilden. Warum? Als Kind brauchen wir erwachsene Menschen, die uns helfen unsere Emotionen zu verstehen und die uns durch ihre Präsenz wieder beruhigen.

Durch durch diesen Kontakt lernen wir uns anzunehmen und selbst zu beruhigen. Diesen Prozess der Regulation durch ein Gegenüber nennt man Co-Regulation. Die daraus resultierenden Fähigkeit, sich auch selbst regulieren zu können, heißt Selbstregulation.

Das Gefühl von Sicherheit

Wir können nur in Situationen, in denen wir uns in Sicherheit fühlen, in soziale Interaktionen treten. Daher ist es wichtig, dem autonomen Nervensystem diese Sicherheit zu vermitteln. Laut Stephen Porges gibt es zwei Möglichkeiten, welche sich ergänzen und welche in der Polyvagaltheorie als aktive und passive Pfade bezeichnet werden.

Bindung und Entspannung durch Sicherheit im ventraklen Vagus
  • Der passive Pfad: Der passive Pfad ist für die Aktivierung des Systems für soziale Verbundenheit verantwortlich. Es wird durch Signale aus der Umwelt, welche wir mit Sicherheit verbinden, getriggert. Beispiele hierfür sind mitfühlende Reaktionen anderer Menschen oder eine ruhige Umgebung.
  • Der aktive Pfad: Der aktive Pfad ist für soziale Aktivitäten wie das Sprechen, bestimmte Körperhaltungen oder das kontrollierte Atmen zuständig. Der aktive Pfad ist jedoch nur dann zugänglich, wenn zuvor dem ANS über den passiven Pfad ein Mindestmaß an Sicherheit übermittelt wurde.

Das Window of Tolerance

Ein Mensch mit traumatischem Hintergrund hat in der Regel ein geringes Stresstoleranzfenster, oder von Porges genannt "Window of Tolerance". Es meint den Bereich, indem sich ein Mensch körperlich reguliert ist (Homoestase) und sich relativ sicher und sozial zugewandt fühlt. Dabei ist der ventrale Vagusast noch aktiv, auch wenn wir sympathikoton oder dorsal sind. 

Ist dieser Fenster klein, braucht es nur kleinere Stressoren oder Trigger, um einen Hypererousel d.h. deregulierten Zustand von Kampf und Flucht (Übererregung) oder in einen Hypoerausael, also dysregulierten Zustand von Immobilisierung (Untererregung) zu gehen.

Vielmehr ist die Fähigkeit des Nervensystems von einem Zustand flexibel in einen anderen zu wechseln gestört. Oft kommt es bei traumatischem Stress zu chronischen Zuständen des Sympathikus (Überstressung, Ängste, Burn Out), oder zu chronischen Zuständen des dorsalen Vagus (Depression, Dissoziation) oder chronischen Mischformen von beiden.

Ein Beispiel hierzu ist, dass ein überstresster Manager, der sich ohne Pausen durch den Tag kämpft (symatikothon), allabends auf dem Sofa kollabiert (dorsal) und zu nichts weiterem mehr in der Lage ist.

Die Schlüsselfähigkeit zur Selbstregulation 

Neurozeption und Vaguskomplex

Die gute Nachricht: Das System für soziale Zugewandtheit verschwindet nicht, ist immer da und kann auch im Erwachsenenalter durch Co-Regulation und das Erlernen von Selbstregulation z.B. durch Therapie gestärkt werden. 

Selbstregulation im Sinne der Polyvagaltheorie ist die Fähigkeit, den Zustand des Nervensystems und Körpers aktiv selbst zu beobachten, zu bewerten und bewusst zu regulieren, wenn dies notwendig ist, z.B. durch eine tiefe Austatmung, die den Vagusnerv wieder stärker aktiviert. Hierzu gibt es vielfältige Übungen.

Ein Menschen kann so Stück für Stück lernen, nicht mehr so schnell in Überlebensmuster zu verfallen und flexibler von einem Zustand in den nächsten zu wechseln. Das Stresstoleranzfenster weitet sich und es kommt seltener zu Dysregulation.

Denn ein gesundes autonome Nervensystem wechselt in seiner Amplitude gleichmäßig von Anspannung zu Entspannung. Sportarten wie Yoga fördern diese Flexibilität, in dem sich entspannende Übungen und Anspannung stetig abwechseln. 

Im Alltag können wir dies trainieren, indem wir nach jeder Anspannung eine Pause machen. Dies klingt zunächst einfach, ist für Menschen mit einem chronisch dyregulierten Nervensystem jedoch schwer, da sie in Stresszuständen zunächst sehr viel reagieren (Autopilot) und wenig Spielraum für bewusste Entscheidungen aus ihren Mustern heraus haben. Auch können Ruhe und Pausen sich für einen chronisch gestressten Menschen unangenehm anfühlen und stressig sein.

Die Herzratenvariabilität (HRV)

Eine Möglichkeit zu messen, wie flexibel das autonome Nervensystem im Alltag reagieren kann, ist die Herzratenvariabilität (HRV). Diese wird über den Vagusnerv gesteuert, der direkten Einfluss auf die Herzfrequenz nimmt. Man nennt dies Vagusbremse.

Je flexibler der Rhythmus des Herzens ist (Herzratenvariabilität), bzw. die Abstände zwischen den Herzschlägen sind, desto geringer ist die Stressbelastung und desto größer ist die Fähigkeit des Menschen, sich auf Stress einzustellen und sich danach wieder zu regenerieren - ergo desto besser ist seine Gesundheit.

Gleichzeitig kann durch den Vagus auch ein lebensgefährliches Absinken der Herzfrequenz, genannt Bradykardie, induziert werden (dorsaler Zustand). Man spricht hier vom Vagusparadoxon des Vagusnervs. 

Die Polyvagaltheorie in der therapeutischen Arbeit

Verbindet unser Körper beispielsweise aufgrund eines Traumata eine bestimmte Situation mit Gefahr, tritt das Gefühl der Unsicherheit auf. Selbst wenn wir in diesem Moment objektiv sicher sind und uns auch nicht bewusst unsicher fühlen, greift der Schutzmechanismus von unserem Körper. Als Reaktion auf diese Reaktion wird oft mit einem Schuldgefühl, Angst oder einer Wut reagiert, deren Herkunft wir oft nicht in Gänze verstehen. Mit dem Wissen, dass diese Reaktionen durch unser Nervensystem ausgelöst werden und versuchen uns in Sicherheit zu bringen, wird Mitgefühl für die eigene Reaktion des Körpers möglich.

Psychoedukation und innerer Beobachter

In der therapeutischen Arbeit wird daher über Psychoeduktion erst einmal ein grundlegendes Verständnis für die Wirkweisen das autonome Nervensystem geschaffen. Anschließend wird gemeinsam untersucht, welche Überlebensstrategien (Kampf, Flucht, Immobilisierung) im Alltag auf Grundlage der eigenen Geschichte aktiv sind und warum.

Dabei geht es erst einmal um das reine Beobachten und Reflextieren im Alltag, mit welchen Zuständen das Nervensystem in welchen Situationen reagiert. Über die innere Beobachtung kommt es zu einem tieferen Verständnis und einer Annahme der eigenen Verhaltensweisen, die ursprünglich schützen sollten. Auf Basis diesen tieferen Bewusstseins und der wohlwollenden Selbstannahme kann die Bindungsgeschichte aufgearbeitet werden und es wird Stück für Stück Heilung möglich.. 

Herstellung von Sicherheit und Co-Regulation 

Der Therapeut stellt zudem im gesamten Therapieprozess einen sicheren Raum her, in dem er ein verlässliches, emotional zugewandtes und vertrauensvolles Gegenüber für sein Gegenüber bietet und somit sein Nervensystem co-reguliert. Dies aktiviert und stärkt das System für soziale Verbundenheit (ventraler Vagusast) beim Klienten und "nährt" positive Bindungserfahrung nach. Denn erst wenn das ANS die Umgebung als sicher einstuft, ist es möglich, dass therapeutische Interventionen ihre komplette Wirkung entfalten. Ist eine positive Atmosphäre geschaffen, sind die gute Voraussetzungen für eine hilfreiche Therapie gegeben.

Förderung der Selbstregulation

Durch das Erlernen passender Übungen zur Selbstregulation der Zustände des ANS (z.B. Orientierung, Atmung, Bewegung, Self Havening) für den Alltag lernt der Klient mit der Zeit, sich in Triggersituationen für einen Moment "raus zu nehmen" und sein Nervensystem aktiv zu beeinflussen. Hierdurch kann er immer bewusster entscheiden, wie er handeln will. Er kommt in die Selbstermächtigung und beginnt immer mehr zu agieren, statt unterbewusst zu reagieren. Das Nervensystem lernt so, flexibler die Zustände zu wechseln und das WOT wird geweitet.

Durch gezielte Herausarbeitung und Stärkung der freudebringenden und stabilisierenden Tätigkeiten und Bindungen des Klienten (Ressourcen) wird zudem der ventrale Vagus bzw. das System für soziale Verbundenheit gezielt gestärkt.

Die Arbeit mit dem Nervensystem ist dabei jedoch nur ein Baustein von vielen im therapeutischem Prozess, insbesondere bei einem entwicklungstraumatischem Hintergrund. Sie ist kein "Quick Fix", sondern eine längere Reise, die stetiges Engagement, Zeit und Geduld bedarf, bis sich Veränderungen einstellen, indem z.B. das Stresstoleranzfenster sich ausweitet oder die Selbstregulationsfähigkeit zunimmt. Keineswegs kann ein kurzes Coaching-Programm oder die Ausübung einiger Selbstregulationsübungen aus Social Media eine profunde Veränderung erzielen.

Über mich

Hi, ich bin Sonja Elmas, Körpertherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit mit dem Körper - unter anderem mit der Polyvagaltheorie - der Schlüssel ist, um wieder in tieferen Kontakt mit uns selbst zu kommen, psychisches Leiden zu lindern und wieder mehr Lebensfreude und Selbstermächtigung in unser Leben einzuladen. Daher freue ich mich, dir diese wichtige Theorie in diesem Artikel hoffentlich etwas näher gebracht zu haben.

In meiner schönen Praxis in Hamburg Sasel biete ich dir meine körpertherapeutische Begleitung an.

Institute und Vertreter der Polyvagaltheorie

Falls dieser Artikel dein Interesse für eine tiefere Beschäftigung mit der Polyvagaltheorie geweckt hat, möchte ich dir verschiedene Institute und bekannte Vertreter empfehlen. Sie arbeiten intensiv daran, die Polyvagaltheorie in Wissenschaft und therapeutische Praxis immer tiefer zu integrieren. Hier kommen einige Empfehlungen:


Sonja Elmas

Über die Autorin:

Sonja Elmas

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Psychologische Beraterin ist es mein Herzensanliegen, dich dabei zu unterstützen, Wege aus dem chronischen Stress zu finden – zurück zu dir.

Ich lebe mit meiner Familie – meinem Mann und zwei wunderbaren Jungs – in einem kleinen Haus am östlichen Hamburger Stadtrand in Rahlstedt.


Hier erfährst du mehr über mich.